Künstler:innen im Porträt: Lena Schabus

Was begeistert dich am Beruf der Künstlerin? Was treibt dich an?

Mein größter Antrieb mich bildnerisch auszudrücken ist, eine Idee, ein Bild, eine Vision, die in mir aufblitzt, umzusetzen, auszufeilen und das fertige Werk dann auch auszustellen und mit den BetrachterInnen darüber zu sprechen. Der Austausch und die Assoziationen der RezipientInnen sind dabei sehr spannend für mich und können auch zu neuen Konzepten und Ideen führen.

 

Wie würdest du deine Arbeit beschreiben?

Ich verändere meine Fotografien, das bedeutet, ich nehme Versatzstücke einzelner Motive und setzte sie zu neuen Bildwelten zusammen. Dabei entstehen Arbeiten, die den Augenschein der Realität besitzen, aber unterschwellig unstimmig wirken. Irgendetwas ist da zweifelhaft und der/die BetrachterIn reflektiert, warum das Werk Unbehagen in ihm/ihr auslöst.

 

Wo findest du Inspirationen für deine Kunst?

Ich habe vor allem drei Herangehensweisen, über die ich zu neuen Bildideen gelange. Zum einen, wenn ich mit der Kamera unterwegs bin und dabei auf eine Idee oder ein Motiv stoße, das ich dann fotografiere und digital in der Post-Production zusammensetze. Oder aber ich arbeite auf eine Ausstellung mit einem bestimmten Thema hin und entwickle dann über Wochen neue Ideen, die ich ausprobiere und wieder verwerfe. Die dritte Möglichkeit ist, dass ich in meinem Bildarchiv auf Fotografien stoße, die mir vorher noch nicht ins Auge gefallen waren, die ich dann aber weiterentwickle und ausarbeite.

 

 Welche Atmosphäre magst du in deinem Atelier, wenn du arbeitest? Was macht für dich der ideale Ort zum Kreativsein aus?

Am liebsten arbeite ich nachts, wenn alles ruhig ist und ich völlig in die Arbeit am Laptop vertieft über Stunden frei denken kann. Meistens bis ich am produktivsten, wenn eine Deadline für eine Ausstellung ansteht und ich viele Ideen ausprobiere und zeitgleich an mehreren Bildern arbeite, sie dann ausführe oder wieder verwerfe.

Die besten Momente sind es aber, wenn ich neue Motive fotografiere und mit der Kamera unterwegs bin. Als Artist in Residence zum Beispiel suche ich vor Ort Industrielandschaften oder Plattenbauten auf. Ich mache auch gezielt Reisen zu spannenden industriellen oder brutalistischen Komplexen.


Was ist Deine Vision, was die gesellschaftliche Relevanz von Kunst betrifft? 

Gerade seit 2020 wissen wir, wie wichtig Kunst und alle kreativen Berufe sind, und wie schnell sie als nicht „relevant“ abgestempelt werden können. Im ersten Lockdown waren für mich neu entstehende kreative Projekte sehr wertvoll, weil sie mich aus der Isolation und Motivationslosigkeit geholt haben.
Aber auch für die Gesellschaft allgemein ist das kulturelle Leben essenziell und macht zum Beispiel auch eine Stadt lebenswert. Wir kennen alle diese Innenstädte, die nur noch aus Konsum und Parkplätzen bestehen, weil Ateliers und Ausstellungsräume gentrifiziert wurden.