Drei Fragen an die Künstlerin: Garance Arcadias

Die französische Künstlerin Garance Arcadias war die erste Künstlerin von Das Mobile Atelier. Sie bezog von Oktober bis November 2024 ihr Atelier auf Zeit in der Alten Schlosserei in Hauzenberg und ließ sich von den für die Region typischen Materialien Granit und Graphit inspirieren. Hier erzählt sie von ihren Erfahrungen und Eindrücken.

Was ist das Besondere für dich an der Arbeit bei Das Mobile Atelier?

Das Besondere ist, dass ich in einem neuen Kontext arbeite, außerhalb meines Ateliers, an einem neuen Ort, den es zu entdecken gilt, um in-situ zu arbeiten. Das bedeutet, neue Menschen zu treffen, um ein Projekt umzusetzen. Die zur Verfügung stehende Zeit spielt ebenfalls eine Rolle bei der notwendigen Konzentration aller Elemente des Projekts. Die Intensität der Arbeit ist dadurch umso größer.

Inwiefern nahm Hauzenberg Einfluss auf deine künstlerische Arbeit oder anders gefragt: Was hat dich inspiriert?

Hauzenberg, "Berg des schwarzen Goldes" und "Graniterde" hat meine Arbeit sowohl auf der Ebene der Materialien, die ich verwendet habe (Granit und Graphit), als auch auf der konzeptuellen Ebene beeinflusst. Was der Granit und die Region mit ihren Grabsteinen, Kultstätten, Begräbnisstätten und seine grandiose Natur in einem so abgelegenen Ort in mir hervorriefen, weckte morbide Gefühle, die es zu sublimieren galt.

Mir wurde bewusst, wie unwichtig ein physischer Körper oder ein menschliches Leben sein kann, wenn man es mit dem Weiterbestehen von Ideen, Idealen und sogar Ideologien vergleicht, die sich ihrerseits auf unbestimmte Zeit in die neuen Körper einschreiben. Der individuelle Körper und der kollektive Körper - stärker und gefährlicher…Ich stellte mir die Frage nach der Notwendigkeit des Fortbestehens bestimmter Ideen und vor allem experimentierte ich in meinem winzigen Körper mit der Angst, dem Schwindelgefühl, aber auch der Ekstase angesichts dieser gewaltigen Natur.

Was ist Deine persönliche Erfahrung oder Vision, was die gesellschaftliche Relevanz von Kunsterfahrung betrifft?

Wenn die persönliche künstlerische Erfahrung des Künstlers mit dem Betrachter geteilt wird, entsteht eine neue Sinneserfahrung. Das Teilen von Empfindungen und Ideen, die an Erfahrungen und Stimmungen anknüpfen, die der Mensch, wenn auch auf unterschiedliche Weise, erlebt hat. Die künstlerische Erfahrung erzeugt und hinterfragt die Verbindung oder den Bruch, der eine Gesellschaft kennzeichnet. Das Paradoxon der Kunst ist meiner Meinung nach, dass sie es ermöglicht, einer Gesellschaft zu entfliehen, während sie den Künstler mit seinen Werken in sie katapultiert! Der kreative Mensch wird durch seine Vorschläge zur Neugestaltung der Welt automatisch exponiert und engagiert. Ebenso nimmt der Zuschauer eine Kritik vor, die ästhetische Fragen aufwirft, die über ein Geschmacksurteil hinausgehen.