17. Juni - 9. Juli 2023
Ort: Baumschulenstraße 3, 82402 Seeshaupt, Tel. 0160-7255094
Öffnungszeiten: Samstag/ Sonntag 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Aktuelle Informationen
Homepage: https://heidersbuero.de/#wurzelspitzen
Instagram: @wurzelspitzen
Beteiligte KünstlerInnen
Thierry Boissel, Achim Booth, Judith Egger, Christiane Fleissner, Susanne Hanus, Anna Schölß
Künstler und Kurator: Michael von Brentano
Veranstaltungen:
Sonntag, 18. Juni / 15.00 Uhr: Podiumsdiskussion
„Die Bedeutung von Interimsnutzungen für bildende Kunst“
- Welche Chancen und Möglichkeiten tun sich für die Kunst auf, wenn Orte geschlossen werden?
- Was muss getan werden, dass sie in dauerhafte Institutionen überführt werden?
Matthieu Chladek, Projektassistent, „PLATFORM“, München
Anna Schölß, Künstlerin, „Transformationen“, Kloster Schlehdorf
Erno Vroonen, Freier Kurator, „18/2, Raum für Kunst“, München
Michael von Brentano, Künstler und Kurator #wurzelspitzen, Seeshaupt
Moderation: Barbara Knopf, Journalistin (BR Kulturwelt)
Jeden Samstag / 15.00 Uhr Kuratorenführung mit Michael von Brentano
Zusätzliche Führungen können über die Homepage vereinbart werden.
wurzelspitzen@michaelvonbrentano.de
Jeden Sonntag / 15.00 Uhr finden Gespräche mit je zwei KünstlerInnen statt:
25.Juni: Thierry Boissel und Christiane Fleissner
2. Juli: Achim Booth und Susanne Hanus
9.Juli:Judith Egger und Anna Schölß / Finissage
Auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei wurden temporäre Kunstwerke geschaffen, die sich auf den Ort, seine Geschichte und allgemein mit dem Wandel beschäftigen. Unter dem Kuratorium des Bildhauers Michael von Brentano entwickelten sechs KünstlerInnen aus verschiedenen Landkreisen rund um München Arbeiten, die nur hier existieren. Das Projekt bietet die Möglichkeit, sich auszutauschen und die Arbeit zeitgenössischer Bildender KünstlerInnen, besonders im ländlichen Raum, zu etablieren.
„#wurzelspitzen 3 – ein offenes System“
Das Thema des Projektes ist die Erkenntnis, dass sich alles Lebendige in einem ständigen Wandel, einer unaufhörlichen Verwandlung, befindet. Naturbegrifflich ist dies gleichzusetzen mit der Dynamik, der alles Lebendige unterworfen ist.
Im Gegensatz zu einem geschlossenen System, in dem sich nichts erneuert, nichts untergehen darf und sogar alte und überkommene Strukturen weiterexistieren sollen, lässt ein offenes System Veränderungen zu. Soziologisch gesehen ermöglicht ein offenes System ein freies Denken und Handeln. Mehr denn je ist dies angesichts der aktuellen Weltlage notwendig: viele Vorgänge werden unkontrollierbar bleiben, wir alle werden damit umzugehen lernen müssen.
Die Kunstwerke sollen auf Prozesse verweisen, die den Besonderheiten dieses Ortes innewohnen, aber auch allgemeingültig sind: auf Raum, Licht, Wachstum, Wandel und die spezifischen Strukturen.
An einem für Ausstellungen unüblichen Ort außerhalb der großen Städte soll ein freier Kunstraum etabliert und ungewöhnliche, zeitgenössische künstlerische Positionen gezeigt werden. Einer Gesellschaft, die nach absoluter Sicherheit strebt, sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, alternative Wege zu gehen. Die Kunst und das Tun der KünstlerInnen steht dafür. Eine Quelle für Ideen, die anderswo umgesetzt werden können: In Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Nichts weniger als ein Vorschlag für eine andere Herangehensweise an die Probleme unserer Zeit.
In der Ausstellung zeigen sechs KünstlerInnen dafür entwickelte Arbeiten.
So gibt es große Farbflächen an einem Gewächshaus von Thierry Boissel, die weithin sichtbar sind. Sie stehen in Korrespondenz zu Gewächshausglas, welches er in einem der Pflanzflächen ausgelegt hat. Die Pflanzen sterben unter dem Glas. Rundherum wuchert das Grün. Ein Paradoxon, das an unsere Unfähigkeit erinnert, dem Klimawandel entgegenzutreten.
Figuren tummeln sich in ungelenken Bewegungen, gemalt an eine halbhohe Betonwand und auf das Glas des anderen Gewächshauses geritzt, von Susanne Hanus. Am besten betrachtet man sie vom dazugehörigen Hochsitz aus. Die Arbeit verweist auf eine fehlende Bereitschaft, sich einmal anders als gewohnt und bequem zu verhalten.
Christiane Fleissner füllte Spuren der Abnutzung und des Zerfalls mit Bienenwachs. Durch diese „Veredelung“ werden die Rissstrukturen erst richtig sichtbar. Das korrespondiert mit Fotografien eines schmelzenden Alpengletschers, die auf Glasplatten gedruckt, in einem Lagerregal ruhen. Ihr Interesse gilt den Spuren, die wir im Raum hinterlassen und solchen, die durch den normalen Alterungsprozess entstehen.
Anna Schölß wiederum verbindet Materialien aus dem privaten Lebensbereich wie Bett- und Handtücher mit abstrakter Malerei und inszeniert sie zu Wäscheskulpturen, die der angestauten Hitze des Gewächshauses ausgesetzt werden. Die Handtücher aus bemaltem und verformtem Plexiglas scheinen förmlich zu schmelzen.
Die Arbeit „Brutloch“ von Judith Egger zeigt einen Blick unter die Erdoberfläche. In einem Regenwasserschacht hat sie die Seitenwände so gestaltet, als ob sich etwas eingenistet hätte. Man kann Öffnungen, amorphe Strukturen und Ausstülpungen in den Seitenwänden des Lochs erkennen. Was geschieht im Untergrund, im Geheimen, wenn wir nicht aufmerksam sind?
Achim Booth arbeitete mit gesammelten Naturmaterialien, wie den skurril verdrehten Ästen einer Korkenzieherweide. Er hat sie an Schnüren hängend im Folienhaus arrangiert, welches mittlerweile kein Dach mehr hat. An anderer Stelle hat er mit den Resten eines Mammutbaums, der einst inmitten der Gärtnerei stand, eine neue Form geschaffen, die an ein Flussdelta erinnert.